Politische Kräfte verteilen sich neu

Die Stimmung im frisch zusammengesetztem Rat in Burscheid wirkte ein wenig betrübt. Grüne und UWG hatten sich in den Vorgesprächen geärgert, sehen sich im neuen Kräfteverhältnis an den Rand, in die Opposition gedrängt.

Burscheid. Der Friede im frisch konstituierten Burscheider Rat wirkte Donnerstagabend ein wenig getrübt. Da schien es schon fast exemplarisch, dass Christian Mikus (CDU) im Vorbeigehen die Vase mit der Sonnenblume der Grünenpolitikerin Ute Hentschel umwarf. Ein Versehen war das zwar - doch auch ein wenig komisch. Denn Sabine Wurmbach, Hentschels Fraktionskollegin, die eigentlich den Vorsitz für den Umweltausschuss hätte übernehmen sollen, verzichtete. Da nur ein Fraktionsvertreter abgeordnet sei, vertrage sich der Vorsitz und damit die Sitzungsleitung nicht mit der politischen Arbeit, sagte Wurmbach. Und Vorsitzender des Umweltausschusses ist nun: Christian Mikus.

Grüne und UWG verärgert

Grüne und UWG hatten sich in den Vorgesprächen geärgert, sehen sich im neuen Kräfteverhältnis an den Rand, in die Opposition gedrängt. Sie argwöhnten, dass die Besetzung der Ausschussvorsitze unter den anderen Fraktionen ausgemacht war. Der Konsens der vergangenen Legislaturperiode scheint zerbrochen. Verwunderung drückte Wurmbach über das Bündnis für Burscheid (BfB) aus, dessen Fraktionsvorsitzender Michael Baggeler jüngst sogar die Rolle des Sprechers der neuen Koalition aus CDU, SPD, BfB und FDP übernahm. Baggeler überreichte Stefan Caplan einen dicken Blumenstrauß, nachdem dieser durch den Altersvorsitzenden Gert Weber (FDP) als neu gewählter Bürgermeister eingeführt worden war. Baggeler hatte auch einen Blumenstrauß für Silke Riemscheid (CDU), die zur ersten Stellvertreterin Caplans gewählt wurde und einen für Bodo Jakob (SPD), den zweiten ehrenamtlichen Stellvertreter. Beide waren in geheimer Wahl mit 33 Stimmen der 38 anwesenden Ratsmitglieder gewählt worden. Fünf Ratsmitglieder hatten für die zweite Liste gestimmt, die Ute Hentschel als zweite Stellvertreterin vorgeschlagen hatte. Über diese Frage war es zum Dissens gekommen (wir berichteten).

Einheitlich war der Wahlvorschlag zur Besetzung der Ausschüsse des Rats. Verwunderung löste allerdings die CDU aus, die Jörg Baack während der Sitzung aus der Mitgliederliste für den Wahlprüfungsausschuss strich. In der Verwaltungsvorlage zur Bestimmung der Ausschussvorsitzenden stand Baacks Name noch. Ihn ersetzte sein Nachfolger im Fraktionsvorsitz, Hartmut Schepanski, durch Bernhard Gierse.

In der ersten Sitzung des neuen Rates konnte Caplan berichten, dass die Gesamtschule nun genehmigt ist. Das hatte die Landeskirche jüngst mitgeteilt. "Ich freue mich sehr darüber, jetzt kann es losgehen", sagte Caplan. Neu im Rat sind Barbara Düchting (CDU), Ralf ten Haaf (SPD), Stella Ignatz (BfB), Werner Hambüchen (BfB), Hartmut Schepanski (CDU), Thorsten Schneider (FW-UWG), Martin Schultz (CDU), Nora-Kathrin Wisnagrotzky (SPD) und Konrad Wolfram (Die Linke). Caplan hieß sie willkommen und plädierte für ein verantwortungsvolles Miteinander.

Interesse an Politik wecken

In seiner einleitenden Rede hatte auch der Altersvorsitzende Gert Weber an alle appelliert. Angesichts der zunehmenden Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit sei es wichtig, Interesse an der Politik zu wecken und Defizite, zum Beispiel in einer zu wenig bürgernahen Sprache zu beheben. "Wir alle, Bürger und gewählte Volksvertreter, tragen Verantwortung, die demokratischen Werte zu bewahren." Er erinnerte sich an seine Kindheit in der Kriegszeit: "Seit vielen Jahrzehnten dürfen wir Demokratie erleben."

Veröffentlicht am 04.07.2014.